
ALCHEMILLA (Frauenmantel)
Gralsgeheimnisse aus dem Schoß der heiligen Frauen
Wer mit offenen Augen durch die Natur spaziert, der wird sicherlich schon einmal, augenblicklich gerührt und staunend, bei einem Frauenmantel Halt gemacht haben. Wie bezaubernd ist doch dieses Bild seiner herzigen Blattmäntelchen, wenn sie, einem lieben Schoß gleich, Wassertropfen in ihrer Mitte halten, die, wie Perlen oder kleine Elfenglaskugeln, in der Morgensonne funkeln.
Unweigerlich hat man das Gefühl, es mit einer ganz besonderen Pflanze und ganz besonders geheimnisträchtigen Erscheinung der Natur zu tun zu haben, was sich denn auch in der, von Hieronymus Bock geprägten, botanischen Namensgebung niedergeschlagen und verewigt hat : Alchemilla.
Tatsächlich ist überliefert, dass frühere Alchemisten, bei ihrem geheimnisumwobenen Streben *Gold* zu machen, die Tropfen aus Frauenmantelblättern einfingen und ihnen eine besondere Bedeutung zumaßen.
Schon lange vor dem Mittelalter war der Frauenmantel unseren germanischen Vorfahren eine heilige Pflanze, die sie der Freya zuschrieben, der Fruchtbarkeit spendenden, die Lebenskräfte ordnenden und schützenden Mutter des Lebens und Hüterin der gebärenden und heilenden weiblichen Urkraft.
Der altdeutsche Name der Pflanze lautete "Sinnau", zusammengesetzt aus "sin" = immer, ewig und "au" = Wasser, also etwa "immerwährender Lebensfluß".
Im Zuge der Christianisierung wurde die Pflanze später der Jungfrau Maria zugeordnet und behielt ihren guten Ruf als Frauenkraut bis in die heutige Zeit.

Zur „Hohen Maien“, also etwa zur Mitte des Wonnemonats Mai, - im alten Glauben die Zeit „unserer lieben, hohen Frauen“, jener Zeit im Jahreslauf, in der man die Präsenz und schöpferische Wirkkraft der weiblichen Energie besonders intensiv wahrnehmen kann -, beginnt der Frauenmantel zu blühen und erfreut uns dann den ganzen Sommer hindurch mit seinen zarten kleinen Blütchen. Unscheinbar sind die, winzig klein, verströmen keinen betörenden Duft, wie es andere „Frauenkräuter“ tun, heben sich, auf den ersten flüchtigen Blick, kaum vom Grün ab. Und doch haben sie etwas Bezauberndes an sich, das unsere Blicke anzieht und uns dazu bewegt, näher hinzuschauen... Und plötzlich, wenn man den Blick dann diesen kleinen grüngelben Sternchen hingibt und folgen lässt, öffnen sich wahrlich Welten, in denen sich urwüchsige, unzähmbare Zeugungskraft offenbart. Es scheint geradezu so, als baue sich, in geordneter Strebekraft, das Sternenall vor einem auf.
- Das ist vielleicht das erste Gralsgeheimnis, das sich im Frauenmantel offenbart und zugleich die Basis jeder Heilwerdung : Der * Heilige Gral * protzt und prunkt nicht. Die heilsbringende Erkenntnis der Schöpfungsgeheimnisse ist nicht dort zu finden, wo es besonders laut und erhaben klimpert, sondern verbirgt sich im Ganzen und offenbart sich, wenn das Herz sich der Ganzheit öffnet...!
Befühlt man die Blätter, diese Herz-artigen Mäntel, in denen die Frauenmantel-Pflanze, - einem Gral gleich -, die Perlen des Morgentaus der Sonne und unseren Augen entgegenhält, kann man vielleicht ein zweites Schöpfungsgeheimnis der weiblichen Urkraft erfassen, denn was man da zwischen seinen Fingern zu fühlen bekommt, ist gleichermaßen zäh wie auch zart. Keine dieser beiden Eigenschaften überwiegt, keine muss je der anderen weichen, sie bestehen miteinander in völliger Harmonie.
Und in diesem Mantel, wenn er sich dem Morgen öffnet, umrandet von Zähnchen, die mehr Fühlern gleichen, in diesem ganz und gar offenen Schoß, bilden sich die Perlen, von denen unsere Vorfahren glaubten, es sei der „Himmelstau“ oder das ewige, kristallklare „Wasser des Lebens“.
Und aus diesen Schößen wachsen und streben die Blütenstränge, unbeirrbar, immer weiter zeugend. Erst eins und zwei, wenn diese beiden miteinander stehen und zur Blüte bereit sind, folgt das dritte, das gleich schon seine Blüte mitbringt und die Zeugekraft zur nächsten Etage... - auf der sich sodann, stark, strebsam, unbeirrbar, das Schöpfungswunder, der gleichen Ordnung folgend, weiter vollzieht, bis sich, in vollendeter Ordnung, ein ganzer Sternenreigen aufgebaut hat, der nun bis zum Ende des Sommers besteht.

Diese unbeirrbare, geordnete Zeugungskraft findet sich auch in den Heilkräften wieder, die der Frauenmantelpflanze zugeschrieben werden. Diese Pflanze heilt ganzheitlich, sie vermag das ganze weibliche System in Ordnung zu setzen.
In der Volksheilkunde wurde sie vor allem vor, während und nach der Schwangerschaft eingesetzt. Frauen mit schwachen oder erkrankten Zeugungsorganen, die nur schwerlich empfangen konnten oder zu Fehlgeburten neigten, verhalf die Frauenmantelkur zur gesunden Empfängnis und Schwangerschaft.
Sie soll bei Eierstockentzündungen - und Zysten, sowie auch bei Endometriose (Gebärmutterschleimhautwucherungen) Abhilfe schaffen, so wie insgesamt eine ordnende und heilende Wirkung auf den weiblichen Zeugungsorganismus haben. Auch wird ihr nachgesagt, dass sie die Beckenbodenmuskulatur stärkt, weshalb Schwangere sie in den Wochen vor der Geburt einnahmen, um den Körper für den Geburtsvorgang zu kräftigen.
Der berühmte Kräuterpfarrer Künzle hielt für die Nachwelt schriftlich fest :
"Jede Kindbetterin sollte 8 bis 10 Tage fleißig recht viel Frauenmanteltee trinken, manche Kinder hätten dann noch ihre Mutter und mancher geschlagene Witwer seine Frau, wenn sie diese Gottesgabe gekannt hätten."
Nach der Geburt half der Frauenmanteltee dem Uterus bei der Selbstreinigung und Regeneration, sowie bei der Abheilung eventueller Geburtswunden (z.B. Dammriss). Auch die Neugeborenen wurden gern mit Frauenmantelzusätzen gebadet, da man glaubte, dass dadurch die Muskulatur des Kindes gestärkt wird.
Nach der Stillzeit wurde Frauenmantel, innerlich und äußerlich, dazu verwendet, die Brüste wieder zu stärken.
Aber nicht nur die weiblichen Zeugungsorgane profitieren, laut Volksheilkunde, von der harmonisierenden und heilenden Kraft des Frauenmantels. Auch bei Darmerkrankungen soll die Alchemilla gute Dienste erweisen, indem sie auch hier die Muskulatur stärkt und die Schleimhaut regeneriert. Auch als Wundheilmittel, insbesondere bei Entzündungen und Prellungen, mitunter sogar bei Brüchen, wurde der Frauenmantel eingesetzt, um den Körper bei der Regeneration zu unterstützen und die Wundheilung zu beschleunigen.
Hieronymus Bock und ihm nachfolgende Kräuterkundige setzten die Pflanze außerdem erfolgreich bei Mund - und Rachenerkrankungen (z.B. Mundfäule) ein, Hildegard von Bingen empfahl die Pflanze bei Kehlkopferkrankungen und auch bei der Regeneration der erkrankten Schilddrüse soll der Frauenmantel helfen.
Man wundert sich heute manchmal über die verschiedenen überlieferten Einsatzgebiete einer Heilpflanze und vermag zunächst keinen Zusammenhang zu erkennen.
Tatsächlich ergeben sich die komplexen Zusammenhänge meist aber doch sehr klar und schlüssig, wenn man die jeweilige Pflanze einfach mal näher beobachtet, wie wir es hier eingangs ein wenig getan haben.
Man kommt bei näherer Betrachtung der Alchemilla-Pflanzen also zu dem Schluß, dass sie die weibliche Zeugungskraft - und Ordnung versinnbildlichen.
Was haben aber Mundfäule, Kehlkopf - oder Schilddrüsenerkrankungen oder ein träger oder entzündeter Darm mit der weiblichen Zeugungskraft zu tun?? - Eine ganze Menge, wenn man tiefer geht :
Eine Frau, deren schöpferische Kraft blockiert oder aus der Ordnung geraten ist, kann vieles nicht mehr verdauen, zunächst psychisch, emotional, was sich dann in Folge aber auch körperlich bemerkbar macht. Sie schafft es auch nicht mehr, sich auszudrücken, sich und ihren Gefühlen eine souveräne Stimme zu geben, - was sich ebenfalls in den entsprechenden Körperregionen (Kehlkopf, Zwerchfell, Schilddrüse, Mundraum) niederschlägt...
Der Frauenmantel kann bei all dem Abhilfe schaffen, weil die Kräfte der Pflanze die Gesamtheit der weiblichen Kraft wiederherstellen helfen kann.
Nicht zuletzt wird der Alchemilla auch nachgesagt, dass sie verdrängte Emotionen emporheben und heilen helfen kann.
Wenn man auf diesem Sektor Größeres aufzuarbeiten hat, sollte man mit längeren Frauenmantelkuren also sehr bewusst umgehen, sich viel Ruhe und Zeit zur aufmerksamen und liebevollen Beobachtung seiner Gefühle nehmen und sich ggf. unterstützende therapeutische Hilfe suchen. - Umgekehrt : Bei therapeutischen Prozessen, die sich um Eigenliebe und die Wiederherstellung der eigenen Kraft und inneren Ordnung drehen, ist Alchemilla eine hervorragende unterstützende Begleiterin und es kann dem Heilungsprozess sehr dienlich sein, in dieser Zeit jeden Tag etwas Frauenmanteltee zu trinken (je nachdem, wie es sich gut anfühlt, eine Tasse bis eine Kanne, für einen Zeitraum von 6-12 Wochen) und gelegentlich ein ruhiges, wohltuendes Bad mit Zugabe von etwas Frauenmantel zu geniessen.
Bei sehr feinfühligen Frauen - oder wenn man es will und sich dem bewusst öffnet - macht sich eine jede Alchemilla-Einnahme auch auf psychischer Ebene bemerkbar, ist eine Einladung, sich seinem Gefühlswesen liebevoll zu widmen. Die Tasse Frauenmanteltee und / oder das Bad mit Frauenmantelzusatz kann also als bewusstes, liebevolles Ritual genossen werden, das mit der eigenen weiblichen Kraft verbindet - Und spürbar macht : Ich bin Teil der großen, heiligen Kraft, die, sorgsam ordnend, unbeirrbar, in unendlicher Schöpfungsliebe, alles durchwebt und durchströmt...! Ewiger Lebensfluss, in mir, durch mich, mit mir : Der heilige Gral. <3
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SunK (Sonntag, 14 Januar 2018 08:55)
Danke��
Michael (Dienstag, 17 April 2018 20:24)
Also kann man als Mann auch ne Tasse davon vertragen wenn man mal Verdauungsprobleme hat oder mit der Schilddrüse zu tun hat??
Dachte der wäre hauptsächlich für Frauen wenn sie Regelschmerzen haben...